Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – Insgesamt 13.191 Anrufe hat die Telefonseelsorge Ingolstadt im vergangenen Jahr erhalten. Dabei führte ein Team aus 65 ehrenamtlichen Mitarbeitenden 10.599 Seelsorge- und Beratungsgespräche mit einer durchschnittlichen Dauer von etwa 30 Minuten, rund 750 Gespräche mehr als im Vorjahr. Das geht aus dem Jahresbericht 2020 der gemeinsamen Einrichtung der Diözese Eichstätt und der Diakonie Ingolstadt hervor.
Die wichtigsten Themenbereiche in den Gesprächen waren Einsamkeit und Isolation, körperliches Befinden (Beschwerden, Erkrankungen, Behinderungen), familiäre Beziehungen, depressive Stimmung und Ängste. „Damit lag das Thema Einsamkeit wie im Vorjahr an erster Stelle“, sagt Hans Iberl, Leiter der Telefonseelsorge Ingolstadt. Neu in den Vordergrund gerückt sei das Thema Ängste, was vermutlich auch mit der Corona-Pandemie zusammenhänge. Im März und April 2020 standen Anrufe rund um „Corona“ mit einem Anteil von etwa 25 bis 30 Prozent an erster Stelle bei den Sorgen der Ratsuchenden. Um „Suizidalität“, also Suizidgedanken und –impulse, ging es bei etwa 800 Gespräche.
Die Ingolstädter Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorge sind auch in Chatrooms beratend aktiv. Mit 577 Chats im zurückliegenden Jahr hat sich die Anzahl dieser Beratungen im Vergleichszeitraum verdoppelt. Die Dauer der Chats lag dabei durchschnittlich bei rund 45 Minuten. Mit diesem Medium werden laut Iberl jüngere Menschen angesprochen, fast 80 Prozent der Ratsuchenden in den Chatrooms sind zwischen 20 und 39 Jahre alt. Die wichtigsten Themen in den Chats waren dem Jahresbericht zufolge Ängste, depressive Stimmung, Selbstbild (Selbstwert, Scham, Schuld), aber auch Einsamkeit beziehungsweise Isolation sowie Probleme rund um familiäre Beziehungen. In knapp 30 Prozent der Chats waren Suizidgedanken und –impulse ein Thema.
Suizidprävention per App
Der Suizidprävention soll die App „KrisenKompass“ der deutschlandweiten Telefonseelsorge dienen. Seit März 2020 wurde sie bereits etwa 11.000 Mal heruntergeladen, wie Hans Iberl berichtet. Es handele sich um „eine Art Notfallkoffer für Krisensituationen.“ Mit verschiedenen Funktionsweisen wie Tagebuchfunktion und persönlichen Archiven, um positive Gedanken oder beispielsweise Fotos, Erinnerungen oder Lieder zu speichern, könne ein ganz persönliches Rüstzeug für schlechte Momente gepackt werden.
Die Telefonseelsorge Ingolstadt ist Teil des Netzwerks der Telefonseelsorge Deutschland. In 104 Stellen arbeiten bundesweit etwa 7500 Ehrenamtliche am Telefon und in der Mail- und Chat-Seelsorge. Sie haben 2020 etwa 1 Million Seelsorge- und Beratungsgespräche am Telefon geführt, etwa 45.000 E-Mail-Anfragen bearbeitet und standen als Ansprechpartner bei 33.000 Beratungskontakte in Chats zur Verfügung.
Rückblickend ist Hans Iberl froh, dass trotz und gerade wegen der vielen Anfragen während der Pandemie, „die Telefonseelsorge Ingolstadt Dank der Mitarbeit von 65 Ehrenamtlichen (49 Frauen und 16 Männern) ihren Dienst im Jahr 2020 rund um die Uhr für die Anrufenden anbieten konnte.“ Wichtig ist es ihm auch, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, um das Angebot aufrechtzuerhalten. „Menschen, die sich sozial engagieren und zu ihrer Lebenserfahrung Neues dazu lernen möchten, sind herzlich willkommen“, sagt Iberl. Im kommenden April beginne voraussichtlich wieder ein neuer Ausbildungskurs. Interessierte können sich unter www.telefonseelsorge-ingolstadt.de informieren und beim Sekretariat der Telefonseelsorge unter Tel. (0841) 910001, Email: ts.ingolstadt@bistum-eichstaett.de melden.
Geraldo Hoffmann
Referent für Presse und Öffentlichkeitsarbeit