Nicht von schlechten Eltern – Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt führte in den Herbstferien zum dritten Mal in Folge ein Feriengruppen-Projekt für Kinder psychisch kranker oder/und suchtkranker Eltern durch Kinder mit erschwerten Entwicklungsbedingungen
Kinder von suchtkranken oder psychisch kranken Eltern haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst von Sucht oder psychischer Erkrankung betroffen zu sein. Ihre Entwicklungsbedingungen sind zumindest phasenweise nicht mit den Bedingungen von Kindern in anderen Familien vergleichbar. Häufig fehlt es in ihren Familien an Ressourcen unterschiedlicher Art – neben der Erkrankung eines Elternteils kommen oft noch finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit, Trennung der Eltern etc. hinzu.
Die Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt nimmt sich bereits seit mehr als 15 Jahren diesen Kindern in besonderer Weise an und bietet unter dem Titel „Nicht von schlechten Eltern“ regelmäßige therapeutische Gruppen an. Seit 2020 wird die Gruppe im Rahmen eines einwöchigen Ferienprogramms mit täglicher Betreuung von 8 Uhr bis 15:30 Uhr umgesetzt. „Die Kombination aus Therapeutischer Gruppenarbeit und Freizeitpädagogischen Einheiten ermöglicht für viele betroffene Kinder überhaupt erst einen Zugang zu Hilfe. Gleichzeitig werden die Eltern in den Ferien entlastet, die auf diese Weise auch neue Ressourcen für ihre Kinder bilden können“ berichtet Johanna Ress, eine der beiden an der Gruppe beteiligten Psychologinnen.
Großzügige finanzielle Unterstützung durch den Rotary Club Ingolstadt
Dass das Gruppenprogramm in den Herbstferien nun schon zum dritten Mal in Folge umgesetzt werden konnte, ist dem Rotary Club Ingolstadt zu verdanken, der das Projekt seit Beginn an mit mehreren äußerst großzügigen Spenden unterstützt.
Starkes Miteinander
Dieses Mal herrschte eine große Altersspanne, es nahmen neun Kinder zwischen 6 Jahren und 15 Jahren teil. „Trotz der großen Altersspanne konnten wir beobachten, wie liebevoll sich die Älteren um die Jüngeren kümmerten und wie alle Kinder über die Altersgrenzen hinweg im Spiel wunderbar zusammenfanden“, so Johanna Ress. Diese besonders vertrauensvolle und sichere Atmosphäre wurde von den Kindern besonders geschätzt: „Hier ist der erste Ort, wo ich beliebt bin“, stellte eine der Teilnehmerinnen am Ende der Gruppe fest.
Intensive Beschäftigung mit sich und der eigenen Familie
Durch den Austausch und die Übungen in der Gruppe können altersgemäße Informationen über die Erkrankung der Eltern, über Behandlungsmöglichkeiten sowie zentrale Botschaften (z.B. dass Kinder nicht schuld an der Erkrankung ihrer Eltern sind) vermittelt werden. Unterstützung bekommt die Gruppe hier von Michael Wölcken, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Leiter der psychiatrischen Institutsambulanz Ingolstadt (Danuviusklinik). Bereits zum zweiten Mal beantwortete er einen Nachmittag lang mit viel Geduld und in kindgerechter Sprache die Fragen der Kinder über psychische Erkrankungen.
Für die Betroffenen ist oft schon das Wissen, dass es anderen ähnlich geht, eine Entlastung. „Ich war total überrascht, dass es so viele Kindern gibt, die psychisch kranke Eltern haben. Ich dachte, ich bin der Einzige“, stellte ein Junge in der Gruppe fest. Besonders wichtige Themen waren auch die Ressourcen der Kinder und eigene Möglichkeiten der Selbstfürsorge.
Nächste Feriengruppe im Herbst 2023
Die Zeit im Ferienprogramm stellt sich für die teilnehmenden Kinder als intensive Zeit dar, in der die Kinder eine persönliche Beziehung zu den Mitarbeitern der Erziehungsberatung aufbauen können. So kann eine Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit entstehen, wenn die Familien dies wünschen und unterstützen. Den Kindern werden auch über das Ende des Ferienprogrammes hinaus regelmäßig stattfindende Nachtreffen angeboten.
Die nächste Gruppe wird in den Herbstferien 2023 stattfinden. Daran Interessierte können sich bereits jetzt informieren und anmelden: Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt, Gabelsbergerstraße 46, 85057 Ingolstadt, Telefon 08 41 / 99 35 44 -0, E-Mail: erziehungsberatung@caritas-ingolstadt.de
Wir freuen uns über Anmeldungen!