Knapp 800.000 Menschen in Bayern überschuldet. Diakonie Bayern fordert Ausbau der Schuldnerberatung

 

  1. Juni 2021 780.000 Bürgerinnen und Bürger in Bayern sind aktuell nicht in der Lage, ihre Schulden zu bezahlen. Darauf weist die Diakonie Bayern jetzt hin und fordert anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung (7. – 11.Juni 2021) einen bedarfsgerechten Ausbau der Schuldnerberatung im Freistaat. „Die Corona-Pandemie hat die Situation vieler Haushalte zusätzlich verschärft“, so die zuständige Vorständin des zweitgrößten bayerischen Wohlfahrtsverbandes, Sandra Schuhmann. „Kurzarbeit oder eine pandemiebedingte Kündigung bedeutet für viele Menschen der Beginn der Schuldenspirale.“

Die Schuldnerberatungsstellen der Diakonie erreichen Schuhmann zufolge nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Haushalte, denen eine Beratung aus ihrer Situation helfen könnte. „Unsere Beratungsstellen waren schon vor der Pandemie an der Kapazitätsgrenze. Ohne einen bedarfsgerechten Ausbau werden wir vielen Menschen nicht helfen können.“

Dass sich Schuldnerberatung rechne, sei Schuhmann zufolge in vielen Studien nachgewiesen worden. „Die Beratung überschuldeter Personen spart auf lange Sicht mehr als sie kostet.“ Auch aus diesem Grund fordert die Diakonie Bayern einen Ausbau der bestehenden Schuldnerberatung. „Wir sind der Auffassung, dass jedem Menschen, der überschuldet ist bzw. von Überschuldung bedroht ist, kurzfristig eine kostenfreie Schuldnerberatung angeboten werden muss.“

Um den Betroffenen einen Neustart zu ermöglichen, fordert Schuhmann zudem eine Verkürzung der Speicherfristen bei Auskunfteien wie der SCHUFA. „Wer hier einen negativen Eintrag hat, findet beispielsweise schwerer eine Wohnung. Eine solche Hypothek erschwert den Neustart und sollte darum schneller als bislang gelöscht werden. Bislang werden Einträge bei der SCHUFA zum Teil erst nach Jahren gelöscht.

Weitere Informationen zur bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung finden Sie auch im Netz unter http://www.aktionswoche-schuldnerberatung.de

Die Diakonie Bayern mit ihren spezialisierten Schuldnerberatungsstellen bietet an über 30 Standorten fachkundige Beratung und Unterstützung für verschuldete und überschuldete Menschen an. 100 Schuldnerberater*innen der Diakonie in Bayern haben im Jahr 2020 knapp 12.500 Menschen beraten und begleitet. Der Schwerpunkt der Beratung liegt bei sozial benachteiligten und von Armut betroffenen Menschen. Das Beratungsangebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Ziel der sozialen Beratung ist es, die Ratsuchenden bei der Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation zu unterstützen und ihr Selbsthilfepotential zu fördern. Im Vordergrund stehen die Sicherung der Existenz der Ratsuchenden und eine mögliche Schuldenregulierung.